Was bedeutet uns Karfreitag

Begrüßungstreffen in einem Wohnheim für jugendliche Asylanten.
Hier sollen sie in den kommenden Monaten leben, um die deutsche Sprache und deutsche Gewohnheiten kennen zu lernen. Sie kommen aus Ländern, in denen das Christentum kaum bekannt ist.
Mit erschrockenem Blick schaut ein Junge auf das Kreuz über der Tür.
Erinnerte es ihn an die Folter, der sein Vater ausgesetzt war? Oder fragt er sich wohin er geraten ist: In ein Land, in dem Folter öffentlich als Kunst oder als Ästhetik erlaubt ist? Fragt er sich, was ihn hier erwarten wird, wenn grausige Bilder so allgegenwärtig sind?
Die Reaktion des Jungen drängt zum Nachdenken: Was sehen wir denn eigentlich, wenn wir uns das Kreuz ansehen?

Die ersten Christen hatten es noch nicht als ihr Zeichen entdeckt. Andere Zeichen waren ihnen näher als das Kreuz:
  • Der Pelikan (der seinen Nachwuchs mit Fleischstücken aus seiner Brust nährt – so wurde das Austeilen von Futter an seine Jungen aus dem Kropf des Vogels damals wahrgenommen)
  • Das Lamm (das in der jüdischen Tradition die Sünden der Menschen stellvertretend aufnimmt und geopfert wird)
  • Der Fisch (der an die wunderbare Speisung der Menschen durch Jesus erinnerte)
Die ersten Christen bevorzugten offensichtlich Zeichen, die in ihrer Symbolik Hoffnung ausdrücken. Erst lange Zeit nach Abschaffung der Kreuzigung als übliches Hinrichtungsmittel entdeckten die Christen das Kreuz neu. Sie betrachteten es mit den Augen des Glaubens, die sahen: "Gott führt durch den Tod zum Leben".

Das Kreuz zu sehen und den Karfreitag zu begehen kann so heißen:
Die Geschichte von Verrat und Festnahme Jesu, von Verurteilung, Verspottung und Kreuzigung aufzunehmen als die Grundgeschichte auch unseres Lebens. Leid, niederdrückende Erfahrungen, Krankheiten und Enttäuschungen des Lebens nicht einfach nur hinzunehmen, sondern in ihnen den Keim zu Neuem zu erkennen (Impulse finden Sie unter 'Was bedeutet das Kreuz?'):
Auf Karfreitag folgt Ostern.
Alles anzeigen Weniger anzeigen

Zeichen und Symbole

Das Kreuz

Das Kreuz war das grausamste Marterwerkzeug der Antike. Folter und Tod am Kreuz wurde von den zur Zeit Jesu in Israel herrschenden Römern als schwerste Todesstrafe für Sklaven, Aufrührer und politische Freiheitskämpfer verhängt.
Üblich war es, am Kreuz eine Inschrift anzubringen, der die Ursache des Urteilsspruchs zu entnehmen war. Bei Jesus wurde diese Inschrift zur Verkündigung: Anstelle des von einigen geforderten 'Er sagt, er sei der König der Juden' (was einem Verrat gleichgekommen wäre, da der römische Kaiser Herrscher über Israel war) ließ Pilatus schreiben: 'INRI' (für lateinisch 'Jesus Nazarenus Rex Judaeorum' , wobei I und J im Latein der gleiche Buchstabe ist). Auf Deutsch: 'Jesus von Nazaret, König der Juden'.

Rechts können Sie eine Antwort auf die Frage aufrufen, was das Kreuz im christlichen Glauben bedeutet.

Wenn Sie in den Tagen vor Karfreitag eine katholische Kirche besuchen, finden Sie die Kreuze mit violetten Tüchern verhängt. Violett gilt in der Kirche als Farbe der Trauer und Buße, aber auch der Umkehr. Im Karfreitagsgottesdienst wird das Kreuz wieder enthüllt.

Die Zeichnung zeigt das alte Gerokreuz aus dem Kölner Dom.

Geheimzeichen

Die ersten Christen verwendeten nicht das Kreuz, sondern andere Symbole als Erkennungszeichen: z.B. Palmzweig, Fisch und Lamm. Das Kreuz war und blieb zu ihrer Zeit grausames Marterinstrument. Und obwohl schon die ersten Apostel die Bedeutung des Kreuzestodes erkannten und eine Kreuzestheologie entwickelten, kam es als allgemeines verbindendes Zeichen erst viel später zum Zuge.
Auf den Gräbern der ersten Christen in den Katakomben wurden so nicht Kreuze, sondern andere Siegeszeichen abgebildet. Nicht „Ruhe sanft“, sondern „Lebe in Gott“ lautet ihre Botschaft.