Was bedeutet uns Palmsonntag

In den Geschichtsbüchern ist es überliefert: Jene Juden, die es sich leisten konnten, zogen zur Feier des Paschafestes nach Jerusalem.

Paschafest: für die Menschen jüdischen Glaubens Erinnerungsfest an die Befreiung aus der ägyptischen Gefangenschaft. Jährlich sich wiederholende Vergewisserung: „Gott ist mit uns!“
Dieses „Gott mit uns“ hatte zur Zeit Jesu einen besonderen Klang: Die Römer herrschten über die Israeliten. Es war Besatzungszeit, mit allen Schwierigkeiten, Unbequemlichkeiten und Drangsalen, die Fremdherrschaft zumeist mit sich bringt. So nährte das Paschafest bei vielen damals die Hoffnung, Gott werde wieder handeln. Er werde einen 'Messias' schicken, einen Retter, der das Volk Israel erneut befreit. Befreiung diesmal nicht aus fremdem Land, sondern von fremder Beherrschung. So hatten es die Propheten in den alten Schriften immer wieder vorausgesagt.

Viele waren in diesen Zeiten als 'Messias' aufgetreten. Doch keinem von ihnen war es gelungen, das Volk zu befreien. Die meisten gerieten in römische Gefangenschaft. Viele wurden hingerichtet.

Die Bibel berichtet, dass auch Jesus und seine Freunde zum Paschafest nach Jerusalem zogen. Vielleicht lag für manchen unter ihnen die Erwartung nah, dass Jesus sich hier als 'Messias' zu erkennen geben würde. Hier würde er mit seinen Freunden die Römer vertreiben. Hatte er doch schon im Umland Wunder gewirkt, Menschen geheilt, Tote auferstehen lassen. Das alles mussten doch Zeichen seiner Messianität sein!

Viele grüßen ihn daher beim Einzug mit Palmzweigen, wie es einem Sieger, einem Gewinner gebührt. Mit Mänteln auf den Straßen, um zu zeigen, dass man ihm 'untertan' sein will, bereit ist, ihm im Kampf zu folgen. „Hosianna“ rufen sie, das bedeutet „Hilf doch“. Und es ist zugleich ein alter Zuruf zur Ehre Gottes.

Sie rufen das einem Mann zu, der nicht auf einem Kampfross, sondern auf einem Esel einzieht. Jesus wählt nur einen Esel, ein Last- und Reittier armer, 'kleiner' Leute! Und er will damit vielleicht bildlich sagen: Gottes Veränderungen, auch politische, geschehen nicht durch 'Siergertypen', durch Waffengewalt. Veränderungen unerträglicher Situationen geschehen durch den 'einfachen Menschen' selber. Erwartet eure Befreiung nicht von anderen, von einem starken Kämpfer. Vertraut auf eure eigenen Ressourcen, auf die von Gott in euch gelegten Kräfte. In ihnen liegt der Keim der Veränderung zum Besseren. Es muss nicht das 'Kampfross' sein, ein 'Esel' genügt!

Für die Menschen damals ist das schwer zu verstehen. Und so schlägt das „Hosianna“ nach drei Tagen um in ein „Kreuzige ihn“. Enttäuschte Hoffnungen! Unverstandene Botschaften? Die Botschaft vom Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten und das Vertrauen auf das Wirken Gottes im Menschen ist schwer zu verstehen. So 'scheitert' Jesus in den Augen seiner meisten Zeitgenossen.

Die Auferstehungserfahrung der Freundinnen und Freunde Jesu aber erzählt bis heute, dass der Weg des Gottvertrauens und des Vertrauens in die den Menschen geschenkten Fähigkeiten Auferstehung birgt aus den vielen kleinen Toden des Alltags. Gott macht das Schwache stark, das Kleine groß und das Tote lebendig.

An diese Erfahrungen, Hoffnungen und Gewissheiten will der Palmsonntag den Christen erinnern! Der Palmstock oder Palmzweig, in der Wohnung hinter ein Kreuz gesteckt, hält diese Erinnerung ein ganzes Jahr lang lebendig!


Wissenswertes zur Fastenzeit und zum Palmsonntag finden Sie auch unter Brauchtum.de.
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Zeichen und Symbole

Palmzweig

Mit grünen Zweigen, Blumen und Siegerkränzen werden Gewinner sportlicher Wettkämpfe geehrt. Und grüne Girlanden vor der Tür, das ist bekannt von Silber- oder Goldhochzeiten. Grün sieht aber nicht nur dekorativ aus, es weist auch darauf hin: hier ist 'Leben' drin, hier ist nichts vertrocknet!

Das Grün des Kranzes, der Sträuße, der Girlanden ist ein Zeichen des Sieges von Lebenskrfaft über die Zeit oder die Strapaze! So ist es auch ein Zeichen von Macht.

Vor 2000 Jahren, als Jesus in Jerusalem einzog, erwarteten viele Menschen einen 'Sieger', jemanden, der mit Macht und mit der Hilfe Gottes die damals in Israel herrschenden römischen Besatzer vertreiben würde. Palmzweige und Siegerkränze für Jesus also als Zeichen der Hoffnung auf Befreiung von den Besatzern.
Im Markus-Evangelium wird berichtet: “... andere rissen auf den Feldern Zweigen von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute ... riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt“ (Kapitel 11, Vers 8-10).

Palmstock

Der 'Palmstock' spricht eine ähnliche Bildsprache: auch hier bilden grüne Zweige den Hauptbestandteil. Nicht Palmzweige allerdings, sondern Buchsbaum , weil in unseren nordeuropäischen Breitengraden eben keine Palmen wachsen. Und weil die Zweige des Buchsbaums sehr lange ihre grüne Farbe halten.

In den grünen Zweigen stecken kleine rote und weiße Perlen. Sie erzählen von der Not der Menschen und den Tränen der Freunde Jesu, die um ihren hingerichteten Bruder und Herrn trauerten.

Violette und schwarze Bänder schließen unten den Palmstock ab: sie sind Zeichen für all die Not und das Leid, das in der Welt von Menschen erfahren wurde oder auch verursacht wird.

Doch darüber werden weiße und gelbe Bänder gebunden: Farben der Hoffnung und der Freude. Diese Bänder und das oben den Palmstock bekrönende Oster-Ei drücken aus: Nicht Leid und Trauer, sondern Freude und Auferstehung aus den vielen Todesfällen menschlichen Lebens sind den Menschen von Gott versprochen.