Was bedeutet uns Lichtmess

Wenn das erste Kind geboren wird, dann verspüren viele Eltern den Wunsch, ihr Glück mit anderen zu teilen. Sie senden Geburtsanzeigen und freuen sich über Glückwünsche und die Mitfreude am neugeborenen Kind. Es steckt eben, um mit Hermann Hesse zu sprechen, ein Zauber in allem Anfang, „der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“
Und schnell bekommen junge Eltern zu spüren, dass – bei aller Freude über das Kind – Hilfe nötig ist: nach durchwachten Nächten, finanziellen Problemen und manchmal auch Schwierigkeiten in der Partnerschaft, weil alles so neu und anders ist als in der vorherigen Zweisamkeit. Auch die ‚Wucht’ der Verantwortung für so ein kleines Menschenleben lässt die Hoffnung auf Begleitung und Unterstützung schnell wach werden. Da ist es gut, sich einem ‚Höheren, Stärkeren’ anvertrauen zu können.

Maria und Josef bringen so ihren erstgeborenen Sohn in den Tempel nach Jerusalem. Durch die ‚Darstellung’ dort im Tempel machen sie, fast wie in einem rituellen Spiel, deutlich: dieser Sohn ist uns von Gott geschenkt. Und an Gott übergeben sie ihn. Von ihm empfangen sie ihn dann zurück, um für ihn zu sorgen und mit ihm zu leben.

Und dann sind da im Tempel noch zwei alte Menschen. Sie haben ihr Leben beinahe schon hinter sich. Was können sie diesen jungen Menschen an Hilfe bieten und Hilfreiches sagen?

Da ist der greise Simeon. Als alter Mensch mag er wohl selber hilfsbedürftig sein. Ein Leben lang hatte er auf den von Gott versprochenen Erlöser gewartet. Er hatte gehofft auf einen Erlöser für sein Volk, einen Erlöser, - vielleicht von den römischen Fremdherrschern mit all ihren Machtränken und Unterdrückungstaktiken. Einen Erlöser vielleicht aber auch aus den menschlichen Unzulänglichkeiten und Begrenztheiten. Er hatte gehofft, ein Leben lang, auf Gottes Handeln in der Welt. Bislang hatten sich seine Erwartungen und Hoffnungen nicht erfüllt.

In Simeon zeigt sich: Trotz allem hat er in all den Jahren den an Gott ausgerichteten Blickwinkel auf sein Leben nicht aufgegeben. Nun darf er die Erfüllung seiner Erwartungen erleben. Nun kann er ‚lebenssatt’ sterben. Er, der Maria und Josef die Besonderheit ihres Sohnes zuspricht, kann uns sagen: gib im Leben nicht auf, was dir wichtig geworden ist. Vertraue auf Gott, dass er es für dich richtig lenken wird, wenn du dich an ihm ausrichtest.

Und Hanna? 84 Jahre alt ist sie, und nur 7 Jahre hat sie mit ihrem Mann leben dürfen, bevor er starb. Nun lebt sie am Tempel und dient Gott mit Fasten und Beten. Ob sie in ihrer Jugend andere Pläne und Hoffnungen für ihr Leben hatte? Ob sie unglücklich war? Darüber können wir nur spekulieren. Was die kurzen Bibelsätze über sie aber aussagen: sie sieht das Kind und sieht darin die Zukunft, die Verheißung Gottes. Sie, die am Ende ihres Lebens steht, wird zur Fürsprecherin einer erlösten Zukunft für ihr geknechtetes Volk. Wie Simeon hat auch sie die Hoffnung auf eine bessere, erlöste Welt nicht aufgegeben. Sie beeindruckt, weil sie auch am Ende ihres Lebens die Kraft hat, ihre Hoffnungen zu pflegen. Sie beeindruckt, weil sie voll sprühenden Elans bleibt für eine Zukunft, die über sie selbst und ihre eigene (Lebens-)Zeit hinausweist.

Alt-Sein ist nicht einfach. Diskussionen über Finanzierung von Renten und Sozialbeiträgen lenken den Blick oft in eine einseitige wirtschaftliche Sicht auf das Alter. Gerade weil viele das heute oft rein wirtschaftlich sehen, machen der alte Simeon und die betagte Hanna deutlich: im Glauben an Jesus Christus gibt es immer eine Zukunft, über die Maßstäbe unseres Lebens hinaus. Wir Christen haben unendlich viel Zeit, weil das, was wir auf dieser Erde an unerfüllten Hoffnungen und unerledigten Aufgaben zurücklassen müssen, bei Gott Vollendung finden wird.
Mit der Zusage dieses ‚unendlichen’ Blickwinkels lassen sich die Aufgaben der Kindererziehung und –begleitung leichter angehen. Wir brauchen viele Hannas und Simeons, die uns von diesem Vertrauen in Gott erzählen, dass über unsere Welt hinausgeht und uns hier leichter und verantwortungsbewusster leben lässt.

Hanna und Simeon sahen im Kind die Zukunft. Wir könnten lernen, im ‚Jesuskind’ und in unseren Kindern die Zukunft des Gottesreiches auf Erden zu sehen. Wir könnten lernen, uns am ‚Licht der Welt’ auszurichten und heute so zu handeln, dass es ein ‚morgen’ gibt, in dem unsere Kinder und Kindeskinder leben können.


Adressen zu Rat-, Hilfe- und Begegnungsangeboten in den Städten und Gemeinden des Erzbistums Köln finden Kinder, Mütter und Väter hier.
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Zeichen und Symbole

Kerzensegnung

Zu vielerlei Anlässen schmücken Kerzen unsere Zimmer: zu Geburtstagen, bei Feierlichkeiten, an dunklen Winterabenden. Kerzen spenden Licht und Wärme, sorgen für Feierlichkeit und Behaglichkeit. Auch in den christlichen Kirchen nutzt man die unterschiedlichsten Kerzen: Taufkerzen, Opferlichter, Altarkerzen und natürlich die Osterkerze. Ihnen allen ist gemein, was Christen ‚hinter’ den Kerzen sehen: Jesus Christus, das Licht der Welt. Im Johannes-Evangelium ist das Wort Jesu Christi aufgeschrieben: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern das Licht des Lebens haben“ (Johannesevangelium, Kapitel 8, Vers 12). In der Ausrichtung an Jesus Christus versuchen Christen, das Leben und die Welt zu gestalten.

Am Festtag ‚Darstellung des Herrn’ werden in den katholischen Kirchen die Kerzen gesegnet. Doch diese Kerzensegnung sollte man nicht magisch verstehen. Durch die Segnung wird der Kerze keine ‚magische Wirkweise’ zugefügt. Mit der Segnung soll sich der Mensch, der sich des gesegneten Gegenstandes bedient, des Willens Gottes bewusst werden. Gott will ewiges Heil für alle Menschen, ein Leben, das nicht durch Dunkel und Traurigkeit, sondern durch Licht und Hoffnung gekennzeichnet ist. Der Zuspruch in der Segnung will im Menschen diese göttliche Heils-Zusage wachrufen. Christen können ihr Leben bewusster – am Willen Gottes ausgerichtet – gestalten, können ‚Licht’ auch für andere sein. So heißt es im Gebet, das am Fest der ‚Darstellung des Herrn’ während der Messfeier gebetet wird:

„Gott, du bist das wahre Licht,
das die Welt mit seinem Glanz hell macht.
Erleuchte auch unsere Herzen,
damit alle, die heute mit brennenden Kerzen
in deinem heiligen Haus vor dich hintreten,
einst das ewige Licht deiner Herrlichkeit schauen.
Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn.“

Darstellung des Herrn

In den Gottesdiensten am 2.Februar wird den Gläubigen die biblische Geschichte von der ‚Darstellung des Herrn’ (nachzulesen im Lukas-Evangelium, Kapitel 2, Verse 21-38) vorgetragen: Gemäß den jüdischen Vorschriften bringen Maria und Josef ihren erstgeborenen Sohn zum Tempel nach Jerusalem. Dies ist zur Lebenszeit Jesu ein üblicher jüdischer Brauch. Den Ablauf kann man sich so vorstellen: In der Regel nimmt der Priester das Kind entgegen und legt es auf den Altar: Zeichen, dass es von Gott kommt und (zu) ihm gehört. Dann gibt der Priester das Kind den Eltern zurück. Symbolisch wird damit ausgedrückt: Gott gibt es in die Obhut der Eltern zurück, die es erziehen und begleiten werden. Zum Dank und zur Vergebung von Sünden bringen die Eltern zwei Tiere als Opfer dar. Maria und Josef bringen das Opfer der ärmeren Bevölkerung: zwei Tauben. Soweit entsprach das Handeln der Eltern üblichem jüdischen Brauch.
Zwei alte Menschen begegnen den Eltern im Tempel: der greise Simeon und die hochbetagte Hanna. Sie erkennen im Jesuskind den von Gott verheißenen Erlöser und benennen dies vor den Eltern und dem ganzen Volk, das „auf die Erlösung Jerusalems“ wartete (nachzulesen im Lukasevangelium Kapitel 2, Vers 38).

Vierzig Tage waren seit der Geburt Jesu vergangen. Die Zahl 40 hat in der Bibel vielfältige Bedeutung: 40 Tage dauert die Sintflut, 40 Jahre zieht das Volk Israel durch die Wüste, bevor es das gelobte Land erreicht, 40 Tage verbringt Jesus in der Wüste, bevor er sein öffentliches Wirken beginnt. Allen diesen verschiedenen 40-Tage-Fristen ist etwas gemeinsam: es geht um Zeiten der Klärung und Vorbereitung. Sie werden durchlebt, bevor Gott seine gute Absicht mit den Menschen zeigt. Auch mit der ‚Darstellung im Tempel’ ist eine solche Frist abgelaufen: der greise Simeon und die hochbetagte Hanna erkennen in Jesus Christus die gute Absicht Gottes mit den Menschen, den Erlöser der Menschheit. Sie preisen und danken Gott dafür, dass er seinen Sohn in die Welt gesandt hat. Die ‚Darstellung des Herrn’ im Tempel geht über den üblichen Dankritus hinaus: Gottes Sohn ist in die Welt gekommen, um zu heilen und zu erlösen.

Weitere Informationen zu diesem wie zu anderen Festen des Kirchenjahres finden Sie in den Materialmappen „Wir familien zwei, drei, vier ... und mehr“. Schauen Sie doch einmal nach unter ‚Das Projekt’.

Blasius-Segen

In den Tagen um das Fest ‚Darstellung des Herrn’ wird in den meisten katholischen Kirchen der sogenannte ‚Blasius-Segen’ gespendet. Der Gedenktag des Heiligen Bischof Blasius ist der 3. Februar.
Der Legende nach hat der Heilige Bischof Blasius einem Kind, das durch das Verschlucken eines kleinen Knochens zu ersticken drohte, das Leben gerettet. Nach seinem Tod wählten sich die Gläubigen den Hl. Blasius zum Fürsprecher der an Halskrankheiten leidenden Menschen.
Der Blasius-Segen wird gespendet, indem zwei gekreuzte Kerzen in Halshöhe über den zu Segnenden gehalten werden. Dazu spricht der Priester die Worte: „Auf die Fürsprache des Hl. Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheiten und allem Bösen“. Der Blasius-Segen ist nicht als magische Zauberformel zu verstehen. Er ruft wach, dass der Mensch auch im Leid sich der begleitenden Fürsprache der Heiligen wie der Mitchristen und der liebenden Zuwendung Gottes bewusst und sicher sein darf.