Wie es früher war

Das Sternsingen ist seit dem 16.Jahrhundert bekannt. Aber früher waren es ausschließlich Jungen, die von Tür zu Tür zogen und nach ‚Kamelle heischten’. Aus ihren Kindertagen konnten die von uns besuchten Frauen nur weniges berichten. Darum haben wir neben drei älteren Damen auch Manfred S. befragt, der vor ca. 30 Jahren als 'Sternsinger' durch die Straßen eines Eifeldorfes zog.

Frau Gehrmann

So erzählt Frau Gehrmann, die ihr schon vom Advent und Barabara-Fest her kennt:

„Das Dreikönigsfest wurde eigentlich nur in der Kirche gefeiert, Bräuche daheim gab es eigentlich nicht. Aber ein Festtag war es, denn es gab besonders gutes Essen.“

Haus Salem

Die Bewohnerinnen des ‚Haus Salem’ erzählen:

„Mit Dreikönige war es bei uns genauso, wie es heute hier ist: Die Kinder zogen als Könige verkleidet von Haus zu haus, sangen und schrieben den Segensspruch an die Haustür. Dafür bekamen sie Geld oder Obst. Das Geld wurde zusammengetragen und am Sonntag verkündete der Pfarrer in der Kirche, wofür das Geld verwendet werden sollte.“

1959 wurde die in Deutschland bekannte ‚Sterningeraktion’ ins Leben gerufen: der ‚Bund der deutschen Katholischen Jugend’ und das ‚Päpstliche Missionswerk der Kinder’ machten den kleinen Segens-Gottesdienst an der Haustür wieder bekannter. Zugleich führten sie ein, das gesammelte Geld gezielt Projekten zur Unterstützung von Kindern in Not zur Verfügung zu stellen.

Frau Sterz

Über das ‚Päpstliche Missionswerk der Kinder’ haben wir Kontakt zu Frau Sterz bekommen. Frau Sterz arbeitete früher als ‚Seelsorgehelferin’, heute nennt man diesen Beruf ‚Gemeindereferentin’. Frau Sterz ist heute über 9o Jahre alt und sie sagt von sich: „Ich bin eine ganz alte Sternsingerin“. Und damit hat sie wirklich Recht, denn seit 1947 begleitete sie Sternsingergruppen bei den Hausbesuchen.

„Ganz genau kann ich gar nicht mehr sagen, wann ich zum ersten Mal mit Sterningern von Haus zu Haus gezogen bin. Ich weiß nur noch, dass wir zu Beginn immer für die ‚Heidenkinder’ Geld gesammelt haben. 1959 führte das Kindermissionswerk die erste Aktion durch, bei der offiziell für notleidende Kinder in der ganzen Welt gesammelt wurde.
Damals hatten wir noch keine Kostüme. Die Sternsinger wurden ausgestattet mit Nachthemden, alten Tüchern und Teppichen. Wir hatten ja nicht viel. Da musste man nehmen, was da war. Die Leute, die uns nicht kannten, waren immer sehr erstaunt. ‚Da kommen ja wieder die Orientaler mit ihren orientalischen Liedern’ haben sie gesagt. Viele Leute wussten damit ja nichts anzufangen.“

Das hat sich bis heute natürlich verändert. Über Plakate, Aktionen in den Pfarrgemeinden und über die Berichterstattung in den Medien ist die ‚Sternsingeraktion’ heute vielen Menschen bekannt. Und jedes Jahr gibt es sogar für ein paar Sternsingergruppen einen Empfang im Bundeskanzleramt. Mit dem gesammelten Geld werden viele Projekte für Kinder in Not gefördert: Schulen, medizinische Versorgung, Kinderheime und vieles mehr.

Manfred S.

1966 wurde Manfred S. geboren. In den Jahren 1976 bis 1981 hat er in seiner Heimatgemeinde, einem kleinen Eifeldorf mit nur 300 Bewohnern, bei der 'Sterningeraktion' mitgewirkt. Auf dem Foto aus dem Jahr 1978 sehen wir ihn ganz links, er hält die gesegnete Kreide in den Händen. Mit dieser Kreide wurde der Segen an die Haustüren geschrieben. Manfred S. erzählt:

"Häufig waren wir in diesen Jahren bei Eis und Schnee unterwegs. In vielen Häusern bekamen wir auch heiße Getränke gereicht. In unserem überschaubaren Dorf waren wir damals immer zusammen mit dem Pastor unterwegs. Dies ja natürlich zu Fuß. Für die auswärts liegenden Gehöfte hatten wir aber einen ausgeliehenen VW-Bus.
In einem Jahr mit viel Schnee und Eis im januar waren wir auf dem Weg zum Hof 'P.', als unser Bus leicht bergab in einer kleinen Rechtskurve ganz langsam im Zeitlupentempo geradeaus in einen Busch rutschte. Er reagierte nicht auf die Lenkung. Es ist nichts passiert. Kein Schaden an Leib und Leben, auch nicht am Blech. Wir nahmen das Ganze eher humorvoll und schoben den Bus mit vereinter Kraft und sicher auch unter dem Beistand des lieben Gottes und unter dem Stern der heiligen drei Könige wieder auf den kleinen geteerten Wirtschaftsweg zurück und setzten unsere Fahrt fort.

Auf dem Rückweg von der soeben erfolgreich besungenen und gesegneten Familie und deren Hof hatten wir dann erneut wieder zu kämpfen. Die Straße war ja nicht gestreut. Beim Berganfahren, an etwa der Stelle, an der wir eine halbe Stunde zuvor bereits den Wagen aus dem Gebüsch geschoben hatten, drehten nun die Hinterräder durch. Unser Pastor, nicht nur ein Theologe, sondern auch ein pragmatischer Mann, entsandte zwei oder drei der Sternsinger aus dem Wagen heraus und auf die hintere Stoßstange des kleinen Busses. Mit dieser so optimierten Gewichtsverteilung schafften wir dann auch diese kleine glatte Steigung und konnten so unsere Aktion zu Fuß im Dorf weiter fortsetzen."