Wie es früher war

Frau Schneider
Frau Schneider stammt aus einer Familie mit 10 Kindern. Sie wurde
1912 , zur Freude von Eltern und Geschwistern, als erstes Mädchen
geboren. Vor einiger Zeit ist Frau Schneider gestorben. Aber bis
dahin lebte sie mit Tochter und Schwiegersohn in ihrem Geburtshaus.
Ihr Sohn lebt mit Frau und Enkel in etwas weiterer Entfernung. Die
anderen beiden Enkel und die 5 Urenkel wohnten näher bei und kamen
gerne zu Besuch. Schon ganze Schulklassen hat Frau Schneider in
ihrem Garten empfangen, bewirtet und ihnen erzählt, wie das Leben
in einem kleinen Dorf gewesen ist. Und wie es so ist, wenn eine
große Stadt bis zu dem kleinen Dorf heranwächst, sodass das Dorf
nunmehr nur noch ein ‚Stadtteil’ ist.

Frau Schneider
Um die Weihnachtszeit veranstaltete die Fabrik, in der mein Vater
arbeitete, Weihnachtsfeiern für die Kinder aus kinderreichen
Familien. Diese Veranstaltungen wurden von der Sozialschwester
organisiert. Jedes Jahr gab es gestrickte lange Strümpfe und
Gebäck. Beides haben wir immer stolz nach Hause getragen, denn die
Mama war dann immer sehr glücklich. Die Strümpfe hielten das ganze
Jahr, und wenn´s dann Weihnachten neue gab, dann konnten die
kleineren Geschwister die Strümpfe noch weitertragen.
Übrigens wurde auch schon damals gelauscht, wenn´s um Weihnachtsgeheimnisse ging: In einem Jahr, meine kleine Schwester war damals 3 Jahre alt, backte Mutter abends heimlich in der Küche Plätzchen für Weihnachten. Weil sie aber kein Backpulver hatte, schickte sie mich zur nahe bei wohnenden Großmutter. Die hatte aber auch kein´s, sondern nur den Rat: „Sag der Mama, sie soll eben Natron mit Zucker nehmen“. Das habe ich der Mutter dann auch in der Küche ausgerichtet. Als nun Weihnachten kam und die Plätzchen auf den Tisch, da sagte meine kleine Schwester: „Die Plätzchen sind aber gut aufgegangen. Hat das das Natron gemacht?“ Da mussten wir lachen, denn in unserem kleinen hellhörigen Haus waren wohl selbst die kleinsten Geheimnisse nur schlecht zu bewahren. Mein kleine Schwester und ihre Zwillingsschwester sind einige Zeit später an Diphterie gestorben. Beide sehr schnell und unerwartet am selben Tag. Das war wirklich hart für uns alle. Die Mutter hat von beiden eine Haarlocke verwahrt.
Ich hätte immer gern ein Püppchen gehabt. An Weihnachten habe ich oft das Jesuskind aus der Krippe genommen und Mutter-Kind gespielt. Aber das durfte ich natürlich nicht. Außerdem war´s immer nur ein kurzes Spiel, denn übers Jahr wurde die Krippe ja weggeräumt. In einem Jahr, als mein Bruder Johann schon in Stellung war und Geld verdiente, hat er mit zur Weihnacht ein Püppchen gekauft „vom Christkind“ wie er sagte. Mein kleinerer Bruder war darüber so eifersüchtig, dass er die Puppe kaputtgemacht hat. Das gab großen Ärger und ich habe lange der Puppe nachgetrauert. Im Nachhinein tut mir aber auch mein kleiner Bruder leid: er war sicher einfach sehr eifersüchtig und hätte gerne auch einmal ein Geschenk bekommen.
In der Nacht auf Weihnachten zu gingen wir alle zur Messe. Das war aber nicht eine Messe, sondern 3 hintereinander, eine feierliche am Hochaltar und zwei an den Seitenaltären.“
Übrigens wurde auch schon damals gelauscht, wenn´s um Weihnachtsgeheimnisse ging: In einem Jahr, meine kleine Schwester war damals 3 Jahre alt, backte Mutter abends heimlich in der Küche Plätzchen für Weihnachten. Weil sie aber kein Backpulver hatte, schickte sie mich zur nahe bei wohnenden Großmutter. Die hatte aber auch kein´s, sondern nur den Rat: „Sag der Mama, sie soll eben Natron mit Zucker nehmen“. Das habe ich der Mutter dann auch in der Küche ausgerichtet. Als nun Weihnachten kam und die Plätzchen auf den Tisch, da sagte meine kleine Schwester: „Die Plätzchen sind aber gut aufgegangen. Hat das das Natron gemacht?“ Da mussten wir lachen, denn in unserem kleinen hellhörigen Haus waren wohl selbst die kleinsten Geheimnisse nur schlecht zu bewahren. Mein kleine Schwester und ihre Zwillingsschwester sind einige Zeit später an Diphterie gestorben. Beide sehr schnell und unerwartet am selben Tag. Das war wirklich hart für uns alle. Die Mutter hat von beiden eine Haarlocke verwahrt.
Ich hätte immer gern ein Püppchen gehabt. An Weihnachten habe ich oft das Jesuskind aus der Krippe genommen und Mutter-Kind gespielt. Aber das durfte ich natürlich nicht. Außerdem war´s immer nur ein kurzes Spiel, denn übers Jahr wurde die Krippe ja weggeräumt. In einem Jahr, als mein Bruder Johann schon in Stellung war und Geld verdiente, hat er mit zur Weihnacht ein Püppchen gekauft „vom Christkind“ wie er sagte. Mein kleinerer Bruder war darüber so eifersüchtig, dass er die Puppe kaputtgemacht hat. Das gab großen Ärger und ich habe lange der Puppe nachgetrauert. Im Nachhinein tut mir aber auch mein kleiner Bruder leid: er war sicher einfach sehr eifersüchtig und hätte gerne auch einmal ein Geschenk bekommen.
In der Nacht auf Weihnachten zu gingen wir alle zur Messe. Das war aber nicht eine Messe, sondern 3 hintereinander, eine feierliche am Hochaltar und zwei an den Seitenaltären.“

Frau Rühling
Frau Rühling wurde 1927 im Rheinland geboren. Sie ist das älteste
Kind und das einzige Mädchen unter den 4 Geschwistern. Frau Rühling
ist verheiratet und hat 2 eigene Kinder und 4 Enkel. An einem
schönen Oktobernachmittag hat sie unserer Mitarbeiterin bei einer
guten Tasse Kaffee und leckeren Waffeln Geschichten aus ihrem Leben
erzählt. Hier lest ihr die Erinnerungen an Weihnachten:

Frau Schneider
Meine Eltern waren sehr arm, da mein Vater keine regelmäßige Arbeit
hatte. Jedes Jahr am heiligen Abend gingen wir zu den
Ordensschwestern in K. in die Mette. Ich habe immer anschließend
ein Weihnachtsgedicht vorgetragen und die Schwestern standen im
Kreis und hörten mir andächtig zu. Ich bekam anschließend eine
große Tüte mit Süßigkeiten, die wir Kinder uns geteilt haben.
Heiligabend zur Bescherung freuten sich meine Brüder über einen
Holzbauernhof. Ich, als Mädchen, bekam eine Puppe und gab ihr den
Namen: „Winterhilfs-Julchen“. Julchen stand nun jedes Jahr
Weihnachten neu eingekleidet unter dem Weihnachtsbaum. Früher gab
es für bedürftige Familien die sogenannte „Winterhilfe“ vom Staat.
Hier gab es Kleidung und auch die Puppe kam von der sogenannten
Winterhilfe und daher gab ich ihr den Namen „Winterhilfs-Julchen“.
Einen besonderen Braten oder ein Festessen gab es bei uns
nicht.
Mir fällt noch eine „Weihnachtsgeschichte“ ein, über die ich heute lachen muss:
Wir hatten eine sehr kleine Dachwohnung. Zu Weihnachten gab es aber immer einen schönen Weihnachtsbaum. Er war geschmückt mit Kugeln und besonders erinnere ich mich an die bunten Vögel aus Glas. Dies alles war sehr empfindlich. Es war Weihnachten also besonders eng in der Wohnung. An einem Tag waren meine Eltern nicht zu Hause. Mein kleiner Bruder Paul lag schreiend in seinem Kinderwagen neben dem Weihnachtsbaum. Er ließ sich einfach nicht von mir beruhigen. Dies half nicht, so wurde mein Schieben immer heftiger, damit er endlich mit dem Schreien aufhört. Da passierte es: Ich war wohl mit dem Kinderwagen an den Baum gestoßen. Der Baum kippte auf den Kinderwagen und den noch mehr schreienden Bruder. Der schöne Baum, die bunten Vögel aus Glas – alles war kaputt. Nun musste ich den Bruder anders beruhigen. Ich kann mich aber erinnern, dass meine Mutter mit mir geschimpft hat.
Mir fällt noch eine „Weihnachtsgeschichte“ ein, über die ich heute lachen muss:
Wir hatten eine sehr kleine Dachwohnung. Zu Weihnachten gab es aber immer einen schönen Weihnachtsbaum. Er war geschmückt mit Kugeln und besonders erinnere ich mich an die bunten Vögel aus Glas. Dies alles war sehr empfindlich. Es war Weihnachten also besonders eng in der Wohnung. An einem Tag waren meine Eltern nicht zu Hause. Mein kleiner Bruder Paul lag schreiend in seinem Kinderwagen neben dem Weihnachtsbaum. Er ließ sich einfach nicht von mir beruhigen. Dies half nicht, so wurde mein Schieben immer heftiger, damit er endlich mit dem Schreien aufhört. Da passierte es: Ich war wohl mit dem Kinderwagen an den Baum gestoßen. Der Baum kippte auf den Kinderwagen und den noch mehr schreienden Bruder. Der schöne Baum, die bunten Vögel aus Glas – alles war kaputt. Nun musste ich den Bruder anders beruhigen. Ich kann mich aber erinnern, dass meine Mutter mit mir geschimpft hat.