Wie es früher war
Über ihre Allerheiligenerinnerungen aus Kindertagen berichten Herr
H. (geb. 1907), Frau Münnich (geb. 1926), Frau Wesselmann (geb.
1928), Frau Gehrmann (geb. 1930), Frau Schneider (geb. 1912) und
das Seniorenheim ‚Haus Salem’.

Herr H.
Auf dem Foto seht ihr Herrn H., den wir vor einiger Zeit kennen
gelernt haben. Herr H. wurde vor über 100 Jahren geboren, im Jahr
1907. Was wir besonders nett finden: Herr H. wohnt in einem Ort,
der ‚Allerheiligen’ heißt. Herr H. hat uns vor ein paar Jahren
erzählt:
„Am 1. und 2. November gingen wir in die Kirche und haben Ablässe gebetet. Und wir stellten Kerzen für die Verstorbenen auf. Es war ein Festtag, da wurden die Toten wenigstens einmal geehrt!“
„Am 1. und 2. November gingen wir in die Kirche und haben Ablässe gebetet. Und wir stellten Kerzen für die Verstorbenen auf. Es war ein Festtag, da wurden die Toten wenigstens einmal geehrt!“

Frau Münnich
Und was hat es mit den Ablässen auf sich? Dazu erfuhren wir von
Frau Münnich, die 1926 geboren wurde:
„An Allerheiligen wurden Ablässe gebetet. Das war immer ein großes Gerenne um die Kirche: Ein Ablass, das waren 6 Vater unser, 6 Gegrüßet seist du Maria, 6 Ehre sei dem Vater. Nach jedem Ablass verließ man die Kirche und trat wieder neu ein für einen neuen Ablass. Für uns Kinder war das ein bisschen wie ein Wettbewerb, denn vor der Kirche wurde dann natürlich verglichen: „Wie viele hast du denn?“ „Neun“ „Ich erst sieben“ – also wieder rein und weiter.
Die Ablässe betete man übrigens nicht für sich selbst und die eigenen Sünden, sondern für ‚arme Seelen’, für die sonst vielleicht keiner mehr betete und an die keiner mehr dachte. Wir waren richtig stolz darauf, denen zu helfen.“
„An Allerheiligen wurden Ablässe gebetet. Das war immer ein großes Gerenne um die Kirche: Ein Ablass, das waren 6 Vater unser, 6 Gegrüßet seist du Maria, 6 Ehre sei dem Vater. Nach jedem Ablass verließ man die Kirche und trat wieder neu ein für einen neuen Ablass. Für uns Kinder war das ein bisschen wie ein Wettbewerb, denn vor der Kirche wurde dann natürlich verglichen: „Wie viele hast du denn?“ „Neun“ „Ich erst sieben“ – also wieder rein und weiter.
Die Ablässe betete man übrigens nicht für sich selbst und die eigenen Sünden, sondern für ‚arme Seelen’, für die sonst vielleicht keiner mehr betete und an die keiner mehr dachte. Wir waren richtig stolz darauf, denen zu helfen.“

Frau Gehrmann
Das Ablass-Beten kennt auch Frau Gehrmann, die 1930 geboren wurde.
Für sie hatte es als Kind aber noch eine ganz andere spannende
Bedeutung:
„Am Allerheiligentag beteten wir in der Kirche die Ablassgebete. Bei uns in der Kirche gab es eine feste Sitzordnung: vorne waren die Kinderbänke, dahinter die Jugendbänke, dann die Frauen bzw. Männer, natürlich aufgeteilt in eine Seite männliches, eine Seite weibliches Geschlecht. Am Allerheiligentag hatte man aber die seltene Möglichkeit, auch einmal die sonst nicht zugänglichen Bänke auszuprobieren: Für jeden gebeteten Ablass ging man nämlich eine Reihe weiter nach hinten und erreichte so, wenn man lange genug betete, sonst nie erreichte Bankreihen!“
„Am Allerheiligentag beteten wir in der Kirche die Ablassgebete. Bei uns in der Kirche gab es eine feste Sitzordnung: vorne waren die Kinderbänke, dahinter die Jugendbänke, dann die Frauen bzw. Männer, natürlich aufgeteilt in eine Seite männliches, eine Seite weibliches Geschlecht. Am Allerheiligentag hatte man aber die seltene Möglichkeit, auch einmal die sonst nicht zugänglichen Bänke auszuprobieren: Für jeden gebeteten Ablass ging man nämlich eine Reihe weiter nach hinten und erreichte so, wenn man lange genug betete, sonst nie erreichte Bankreihen!“

Frau Schneider
Frau Schneider war zur Zeit, als der 2. Weltkrieg in Europa tobte,
schon eine junge Frau und Mutter, denn sie wurde 1912 geboren. Ein
Allerheiligentag aus der Kriegszeit ist ihr in ganz besonderer
Erinnerung geblieben:
„Ein Allerheiligentag ist mir noch besonders in Erinnerung. Aber da war ich schon eine erwachsene Frau, war verheiratet und hatte schon 2 Kinder. Es war Krieg und wir haben in dieser Zeit bei der Schwiegermutter gewohnt. Mein Mann war seit einiger Zeit vermisst und wir beiden Frauen hatten beschlossen, jeden Morgen die hl. Messe zu besuchen und für ihn zu beten: in der einen Woche die eine, in der anderen Woche die andere, immer abwechselnd. Zusammen konnten wir nicht gehen, denn es galt ja noch die kleinen Kinder zu versorgen. Ich habe immer zum Hl. Judas Thaddäus gebetet. Und an diesem Allerheiligenmorgen nun kam ein Brief aus dem Lazarett in Böhmen/Mähren, dass mein Mann zwar verwundet war, aber noch lebte. Ich wollte gerne zu ihm fahren, aber das war in diesen Zeiten sehr schwierig und gefährlich. Und kurz nach dem Brief kam er dann selber nach Hause, denn er hatte Heimaturlaub bekommen.“
„Ein Allerheiligentag ist mir noch besonders in Erinnerung. Aber da war ich schon eine erwachsene Frau, war verheiratet und hatte schon 2 Kinder. Es war Krieg und wir haben in dieser Zeit bei der Schwiegermutter gewohnt. Mein Mann war seit einiger Zeit vermisst und wir beiden Frauen hatten beschlossen, jeden Morgen die hl. Messe zu besuchen und für ihn zu beten: in der einen Woche die eine, in der anderen Woche die andere, immer abwechselnd. Zusammen konnten wir nicht gehen, denn es galt ja noch die kleinen Kinder zu versorgen. Ich habe immer zum Hl. Judas Thaddäus gebetet. Und an diesem Allerheiligenmorgen nun kam ein Brief aus dem Lazarett in Böhmen/Mähren, dass mein Mann zwar verwundet war, aber noch lebte. Ich wollte gerne zu ihm fahren, aber das war in diesen Zeiten sehr schwierig und gefährlich. Und kurz nach dem Brief kam er dann selber nach Hause, denn er hatte Heimaturlaub bekommen.“

Haus Salem
Dass der 2. November, der Allerseelentag, auch ein besonderer Tag
war, erzählt eine Bewohnerin aus ‚Haus Salem’:
„Bei uns in Solingen fand ich es an Allerseelen gar nicht traurig, sondern so schön: Der Friedhof lag am Berg und die Lichter von der Gräbern waren schon von weitem zu sehen. Meist gingen wir mit den Großeltern zum Friedhof.“
Die Erlebnisse und Berichte von Allerheiligen und Allerseelen zeigen euch, wie die Menschen mit den Notleidenden und den Verstorbenen verbunden sind und waren. Und das ist doch eigentlich schön, oder?
„Bei uns in Solingen fand ich es an Allerseelen gar nicht traurig, sondern so schön: Der Friedhof lag am Berg und die Lichter von der Gräbern waren schon von weitem zu sehen. Meist gingen wir mit den Großeltern zum Friedhof.“
Die Erlebnisse und Berichte von Allerheiligen und Allerseelen zeigen euch, wie die Menschen mit den Notleidenden und den Verstorbenen verbunden sind und waren. Und das ist doch eigentlich schön, oder?