Wie es früher war

Über ihre Erntedankerinnerungen aus Kindertagen berichten Frau Gehrmann (geb. 1930) und das Seniorenheim ‚Haus Salem’.

Frau Gehrmann

Wie es in einem kleinen Dorf in der Rhön am Erntedanktag zuging, dass erzählt uns Frau Gehrmann, die 1930 geboren wurde und in ihrer Kindheit mit ihren Geschwistern so manches schöne und lustige Fest erlebte:

„An Erntedank war bei uns im Dorf Kirmes. Die Linde auf dem Dorfplatz wurde mit Bändern geschmückt und es wurde dort getanzt.
Zwei Burschen aus der Kirmesgesellschaft waren ‚Blotzknachte’ (Anmerkung der Redaktion: Ein ‚Platz’ ist ein trockener Kuchen, der auf dem Blech gebacken wurde. Die ‚Blotzknachte’ waren also die ‚Kuchenknechte’, Anmerkung der Redaktion), sie trugen einen großen Kuchen und eine Flasche Schnaps mit sich. Zuerst ging die Kirmesgesellschaft zur Linde, dann von Haus zu Haus. Die Hausfrauen erhielten bei diesem Besuch ein Stück Kuchen, die Hausvätern ein Pinnchen Schnaps. Diese Kirmeswege wurden so geplant, dass der Kuchen und der Schnaps bei einem großen und reichen Bauern endete. Selbstverständlich spendierte der dann neuen Kuchen und neuen Schnaps.“

Seniorenheim ‚Haus Salem’

Aber nicht nur fröhliche Erinnerungen gibt es an die Feste der Kindheit. Bei unserem Besuch im Seniorenwohnheim ‚Haus Salem’ meinte eine Bewohnerin:

„An das Erntedankfest erinnere ich mich nicht so gerne. Das kannte man in meiner Jugendzeit mehr von Hitler her, und das ...na ja ...“

Sie erinnert sich an die Zeit der Nazi-Diktatur in Deutschland. Heute weiß sie, dass die damaligen politischen Führer einige christliche Feste umdeuteten und für ihre eigenen Zwecke nutzbar machten. Damals ließ sie sich, genau wie die meisten Deutschen, von den schönen äußerlichen und imposanten Feiern beeindrucken. Jetzt weiß sie, dass es wichtiger ist, nach dem Sinn des Festes und seiner Herkunft zu fragen. Und darum weniger die Menschen selbst und den Stolz auf die geleistete Arbeit, sondern eher den Dank für die Gaben Gottes zu befeiern.