Wie es früher war


Frau Münnich

Der Fronleichnamstag war früher ein großer Tag für die Menschen, dass können wir aus den Erzählungen der Frauen erschließen, die hier über ihre Kindheit berichten. Die ganze Gemeinde schmückte den Ort und diese Gemeinschaftsaktionen haben den Menschen offensichtlich viel Spaß gemacht.

Das Foto zeigt Frau Münnich, die 1926 geboren wurde, mit ihrer Freundin am Fronleichnamstag 1934. Beide Mädchen tragen Blumenkränzchen im Haar und halten Körbchen mit Blütenblättern, die während der Prozession gestreut wurden. Frau Münnich erzählt:

„An Fronleichnam wurden die Straßen mit Bildern geschmückt. Wir Schulkinder legten vor der Schule den Blumenteppich, meistens ein Herz oder einen Kelch. Bei der Prozession gingen die Jungfrauen hinter der Jungfrauenfahne, die Mütter hinter der Mütterfahne, es gab Kolpingfahnen, Fahnen vom Arbeiterverein usw. In einem Jahr gab es ein Durcheinander, das uns Kindern besonderen Spaß gemacht hat: nach einem Stationsaltar geriet die Prozessionsaufstellung durcheinander. Da gingen die Mütter hinter der Jungfrauenfahne, die Jungfrauen hinter der Arbeitervereinfahne usw. Vor Lachen konnten wir kaum mitbeten und singen. Aber das war sowieso schwierig, denn die Gebete wurden auf Platt gesprochen und ohnehin kräftig genuschelt. Bei meinem Onkel in Osnabrück, den wir oft besuchten, war übrigens kein Feiertag, denn dort waren die meisten Christen evangelisch. Für sie war der Fronleichnam ja kein Feiertag.“

Von einer anderen gemeinschaftlichen Aktion berichtet sie aus einem späteren Jahr:
„An ein anderes Jahr kann ich mich auch noch gut erinnern: Meine Mutter hatte wieder einmal einen besonders schönen Strauß vor die Tür gestellt. Eine Bekannte meiner Mutter sah den Strauß und sagte: ‚Frau Rumöller, was für ein schöner Strauß. Und mir ist dieses Jahr so gar nicht Schönes gelungen!’ Da es nun aber bis zum Haus dieser Frau noch ein gutes Stück in der Prozession zu gehen war, schlug meine Mutter vor, die Frau solle doch am Haus warten und, wenn die Prozession und der‚Himmel’ mit Monstranz vorbei wäre, den Strauß nehmen und zum eigenen Haus tragen. Und so geschah es ab diesem Jahr ‚zur Ehre Gottes’ , wie meine Mutter sagte, nun jedes Jahr.“

Frau Gehrmann

So berichtet Frau Gehrmann aus ihrer Jugend in der Rhön:

„An Fronleichnam zog die Prozession durch ganz große Ehrenpforten durchs Dorf: Pro Straße wurden 4 Tore erstellt, geschmückt mit Tannengrün und Lupinen. Jeder brachte vor seinem Haus alle 1 ½ Meter Fahnen an. Morgens ab 5.00 Uhr war´s ein Hämmern und Klopfen im Dorf. Um 9.30 Uhr ging die Prozession los. Wir Kinder streuten Blumen und wieder gab es Ältare und Segen, wie an Christi Himmelfahrt. Nachmittags wurde wieder die übliche Andacht gehalten, die Häuser blieben bis zum Abend geschmückt.“